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Antworten zu häufigen Fragen zur Behandlung mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS)

Seit wann gibt es die tDCS als Behandlung?

Bis ins 19. Jahrhundert gehen die Versuche zurück, mit Hilfe von elektrischem Strom gezielt psychische Erkrankungen zu behandeln. In den 1880er Jahren beschrieb ein deutscher Psychiater den Nutzen von transkraniellem, d.h. durch den Kopf geleitetem, Gleichstrom (tDCS) bei Depressionen. In den 1960er Jahren konnte der Effekt von tDCS auf Stimmung und motorische Aktivität nachgewiesen werden. Mit Aufkommen der Psychopharmaka trat die Erforschung bzw. der Einsatz der tDCS in den Hintergrund. Seit den späten 1990er Jahren wird die tDCS sowohl bzgl. der neurobiologischen Grundlagen als auch bzgl. der klinischen Einsatzmöglichkeiten wieder intensiv untersucht und einige Anwendungen haben sich im klinischen Alltag bewährt.

Wie funktioniert die tDCS?

Die tDCS ist als nicht-invasive, d.h. nur von aussen wirkende Hirnstimulations- methode gut verträglich mit bis anhin keinen beschriebenen schwerwiegenden Nebenwirkungen. Es werden an zwei Stellen des Kopfes Elektroden (in aller Regel feuchte Schwämme) angebracht und mit Hilfe eines Stimulators ein schwacher elektrischer Gleichstrom (2 mA) vom Plus- zum Minuspol erzeugt. In der Hirnrinde kommt es unter dem Pluspol dabei zu einer erhöhten Erregbarkeit. Umgekehrt wird in der Hirnrinde unter dem Minuspol die Erregbarkeit gehemmt. Es kann somit gezielt die kortikalen Aktivität im Gehirn moduliert werden.

Bildgebende Untersuchungen konnten z.B. zeigen, dass bei Depressionen Neuronen im linken Stirnlappen unteraktviert sind. Legt man den Pluspol über diesem Hirnareal an, kann die neuronale Aktivität erhöht werden, was einen antidepressiven Effekt hat. Der Minuspol wird meist über dem rechtsseitigen Stirnlaopen platziert. Dadurch wird die neuronale Aktivität vermindert, was mit einer Abschwächung von Ängsten einhergeht.

Wann kann die Behandlung angewendet werden?

Wenn mit Medikamenten alleine keine genügende Besserung erreicht wird oder diese nicht vertragen werden, setzen wir bei folgenden Erkrankungen gerne die tDCS zur Heimbehandlung ein:

  • Schwere Depressionen

  • Leichte kognitive Defizite

  • Fibromyalgie

Daneben kann die tDCS zur Verbesserung der Aufmerksamkeit z.B. im Rahmen leichter Demenzen eingesetzt werden.

Vielversprechende Resultate werden auch bei der Behandlung von Abhängigkeiten und in der Neurorehabilitation berichtet.

Wie läuft die Behandlung ab?

Im Gegensatz zur rTMS kann die tDCS-Behandlung selbständig zu Hause durchgeführt werden.

  • Mit Hilfe einer Kappe (ähnlich einer Badekappe) werden zwei befeuchtete schwammartige Elektroden auf dem Kopf gehalten.

  • Das Gerät selber steuert dann während 20 bis 30 Minuten einen ganz feinen Stromfluss von der einen zur anderen Elektrode.

  • Bis auf ein allfälliges Kribbeln auf der Kopfhaut, kann nichts wahrgenommen werden.

  • Typischerweise wird die Behandlung während drei Wochen täglich und dann während bis zu 7 Wochen 2x wöchentlich durchgeführt.

Wie sind die Resultate?

Bei den genannten Erkrankungen ist die Wirkung wissenschaftlich bewiesen. Bei nicht therapieresistenten Depressionen zeigen 61% aller Patientinnen und Patienten eine Besserung.

Wie geht es nach einer Behandlung weiter?

Kommt es zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu einer Verschlechterung, so kann die Behandlung wieder begonnen werden. Manchmal kann auch eine Erhaltungstherapie sinnvoll sein, z.B. eine Behandlung pro Woche während Monaten.