Transkranielle Pulsstimulation (TPS)

Die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) ist eine seit 2018 in Europa zugelassene Therapieoption zur Behandlung der leichtgradigen und mittelschweren Alzheimer-Demenz. Dabei werden verschiedene Gehirnregionen mit Schallpulsen stimuliert, um die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern und diesen Zustand möglichst lange aufrechtzuerhalten.

 
 

Die Behandlung wird an 6 Tagen, verteilt über 2 Wochen durchgeführt. Jede Therapie-Sitzung dauert etwa 30 Minuten. Bei gutem Ansprechen werden als Erhaltungstherapie Sitzungen alle 4 Wochen geplant. Frühestens 6 Monaten nach Behandlungsbeginn kann die Behandlung wieder mit 6 Sitzungen innerhalb von zwei Wochen begonnen werden.

 

Wie funktioniert die TPS?

Fälschlicherweise wird bei der TPS auch von einer Ultraschallbehandlung gesprochen. Bei den Stosswellen handelt es sich zwar um Schallwellen, im Gegensatz zum Ultraschall mit periodischen Schwingungen stellen die Stosswellen jedoch einzelne Pulse mit hoher Druckamplitude dar.

 
 

Für medizinische Anwendungen werden fokussierte Stosswellen benötigt. Diese können auf verschiedene Art und Weise erzeugt werden. Für die TPS mit dem Neurolith® werden sie elektromagnetisch erzeugt. Das Verfahren beruht auf der elektromagnetischen Induktion. Wie bei Lautsprechern werden durch eine spezielle Anordnung von Spulen und Membranen kurze akustische Impulse erzeugt und dann mit Hilfe eines Reflektors fokussiert abgegeben.

 
 

Bei der TPS werden alle 200 bis 250 ms (4-5 Hz) Stosswellen (3 ms) Dauer erzeugt, um das Hirngewebe zu stimulieren. Der Schädel absorbiert dabei 70% der Energie, zu einer Streuung kommt es aber nicht. Mit dem Neurolith® können die Gehirnregionen bis zu 8 cm tief stimuliert werden. Bei einer applizierten Energie von 0.2 mJ/mm2 wird die Gefahr einer Gewebserwärmung und damit eines Gewebeschadens verhindert. Ein Infrarot-Kamera-System erlaubt das Echtzeit-Tracking der Handstückposition (Transducer), womit durch die Verwendung der persönlichen MRI-Daten automatisch sichtbar wird, welche Region behandelt wird. In jeder Sitzung werden dann neben dem Precuneus auch der frontale, temporale und parietale Kortex stimuliert, um alle wichtigen ausgedehnten funktionellen Netzwerke zu behandeln.

 
 

Für die biologische Wirkung spielen mechanosensitive Ionenkanäle eine Schlüsselrolle. Indem sie zu einer Erhöhung der Zellpermeabilität führen, kommt es zu einer Änderung der Konzentration von Neurotransmittern (Erhöhung Serotonin und Dopamin, Verringerung GABA) und neurotrophen Wachstumsfaktoren (Erhöhung VEGF, BDNF und GDNF).

 
 

Durch die Stimulation des vaskulären Wachstumsfaktors VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) kommt es zur Bildung von neuen Blutgefässen (Neoangiogenese) und damit zu einer Verbesserung der Gehirndurchblutung.

Die Konzentration des Wachstumsfaktors BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) wird ebenfalls erhöht durch die Stosswellen. Dieser spielt eine grosse Rolle bei der Entwicklung und Reifung, aber auch bei der Regeneration von Nervenzellen sowie bei der Neuroneogenese und Neuroplastizität im Gehirn.

 

Seit wann kommt die TPS zum Einsatz?

Bereits in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts entstand die Idee, Stosswellen in den Körper zu leiten, um Nieren- und Gallensteine zu zertrümmern, ohne dabei das dazwischen liegende Gewebe zu zerstören. 1980 wurde dann die erste erfolgreiche Nierensteinzertrümmerung beim Menschen durchgeführt. Auch in der Neurologie wurde eine auf Ultraschall basierende «extrakorporale Ultraschalltherapie» zur Behandlung des essentiellen Tremors etabliert: Mittels ‘High Intensity Focused Ultrasound’ (HIFU) können gezielt Nervenzellen im Thalamus abladiert («zerstört») werden (Thalamotomy), was zu einer nachhaltigen Verbesserung des Tremors führt.

Unter dem Begriff «Schallstosswellen» werden in der Orthopädie (Behandlung von Tendinopathien) und der Urologie (Behandlung der erektilen Dysfunktion) Schallwellenpulse eingesetzt, die das Gewebe nicht zerstören, sondern stimulieren und die Regeneration fördern. Mit dem Ziel, die Symptome der Alzheimer-Demenz durch eine Stimulation des Hirngewebes zu lindern, wurde in den letzten Jahren die Transkranielle Pulsstimulation (TPS) entwickelt.

 

Wie sind die Resultate der Behandlung mit der TPS?

Wenn auch grosse Placebo-kontrollierte Studien noch ausstehend sind, die den Nutzen der TPS auch bzgl. des Langzeitverlaufs bei der Alzheimer-Demenz untersuchen, so sind die bis anhin vorliegenden Forschungsresultate vielversprechend.

Bereits nach 6 Behandlungssitzungen konnte eine Verbesserung der kognitiven Funktionen nachgewiesen werden, die während 3 Monaten stabil blieb. In einer weiteren Arbeit konnte zudem ein antidepressiver Effekt der TPS bei Patientinnen und Patienten mit Alzheimer-Demenz nachgewiesen werden.

 

Welche Nebenwirkungen können bei der TPS auftreten?

Nebenwirkungen, die auftreten können: Keine Nebenwirkungen bei fachgerechter Anwendung, da die Schallpulse so dosiert sind, dass sie nicht zu einer Gewebeverletzung führen können.

Wann kann die TPS nicht angewendet werden?

In diesen Situationen kann die Behandlung nicht durchgeführt werden: Gerinnungsstörung, Kortisonbehandlung in den letzten 6 Wochen, implantierte intrakranielle Elektroden, Cochlea-Implantat, früher erfolgte Operation am Gehirn, ventrikulo-peritonealer Shunt, Hirntumor.

 

Werden die Kosten von den Krankenkassen übernommen?

Die Kosten der Behandlungen mit Transkranieller Pulsstimulation (TPS) werden von der Grundversicherung nicht übernommen. Sie können jedoch abklären, ob sich Ihre Zusatzversicherung (z.B. für innovative Behandlungen) teilweise an den Kosten beteiligt.

Bei Fragen zu unseren Leistungen und Preisen können Sie uns gerne anrufen oder uns per Mail kontaktieren.


Sehen Sie sich auch das Erklärungsvideo von STORZ MEDICAL und die Erläuterung von Prof. Roland Beisteiner zur Transkraniellen Pulsstimulation an:


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